Chronik

78 Es ist wohl das beherrschende Thema dieser ersten Tage im Januar 2012. Eins, das erst Ende Januar durch die Medien laufen sollte. Aber durch den Medien- druck wurde es schon früher öffentlich gemacht. An der Alzheimer-Erkrankung des ehemaligen Schalke-Managers Rudi Assauer kam in den letzten Tagen in unserer Republik wohl keiner vorbei. Eine ganze Fernseh-Nation staunte, wunderte sich, hatte Mitleid mit dem Mann, der in der Fußball-Bundesliga und auch im Privatleben wohl so umstritten war, wie kaum ein anderer in seiner Zunft. Entwe- der mochte man ihn, oder nicht. Auch ich war oft hin- und hergerissen von seinem oft rüden, teils arrogant wirkenden und wiederum herzlichen Umgang mit seinem Umfeld. Mit Freunden, Bekannten und Feinden. Bei Rudi Assauer gab es in der Meinungsmache nur schwarz oder weiß, dazwischen nicht viel. Nur blau, königsblau! 1970 habe ich Rudi Assauer kennengelernt, vier Jahre nach dem Europapokaltriumpf mit der Dortmunder Borussia. Damals hatten wir ein eher distanziertes Verhältnis. Ich war als Berichterstatter unterwegs, er der Fußballer und Macher in der Bundesliga, also in einer ganz anderen Welt. Aber im Laufe der Jahre näherten wir uns durch private Bekanntschaften an. Eine Freundschaft; die ist allerdings nie entstanden. Für mich war er ein guter Bekannter, auch umge- kehrt war es wohl so. Wir scherzten und tranken miteinander, feierten zusammen und sprachen über Gott und dieWelt. Und Rudi, der „Macho“, der „coole Hund“, der „Lebemann“, wie sie ihn alle nannten, war nie um einen kessen Spruch verlegen. Ich ließ ihn reden. Artig konnte ich ihm stets Fragen stellen, die Antworten kamen prompt. Aber die Zeit hat sich geändert; die Zeit der Antworten ist vorbei. Rudi Assauer ist ein anderer Mensch geworden. Im vergangenen September haben wir uns zuletzt in Bad Oeynhausen wieder mit Freunden getroffen. Ich war erschrocken, bekam bei der inzwischen gewohnt herzlichen Begrüßung nasskalte Hände. Mir lief ein Schauer über den Rücken, und ich war entsetzt. Rudi war gezeichnet von seiner Krankheit, die in diesen Tagen der gesamten Fernsehnation vor Augen geLeben für Blau-Weiß Drei gute Bekannte: Rudi Aussauer (v. l.), Hans Milberg und Moderator Werner Hansch beim Pressepokal 2005 in Bad Oeynhausen. EIN KOMMENTAR VON HANS MILBERG

RkJQdWJsaXNoZXIy MTYwMTc1MQ==