Chronik

6 gab es auch keine Sympa- thisanten. Entweder man liebte oder hasste den S04. Wir Fans nannten uns nicht umsonst die Ruhrpottkanacken. Auch hatten wir mit der Gelsenszene eine starke und gefürchtete Hooligan- Truppe. Die größte Faszination übt aber dieser Mythos aus. Ich glaube, kein anderer Verein lebt auch heute noch so von und auch mit seiner Vergangenheit. Und Vergangenheit fasziniert mich auch in anderen Bereichen. Ich glaube auch, dass diese Faszination ein wenig verloren geht, wenn wir endlich die „Deutsche Meisterschaft“ holen würden. Wir würden noch mehr neue Fans dazubekommen. Dabei können die meisten heute 20-jährigen schon gar nichts mehr mit dem Mythos und den damals dazugehörigen Gefühlen anfangen, weil sich auch Schalke ab den Neunzigern immer mehr kommerzialisierte und so doch schon vom damaligen Malocherclub ein ganzes Stück weggekommen ist, obwohl das heute immer noch so betont wird Wie bist du Schalke-Fan geworden? HOLGER FINKE: Ich bin Schalke-Fan geworden, als Schalke 04 am 1. Juli 1972 im Pokalendspiel in Hannover mit 5:0 gegen Kaiserslautern gewonnen hat. Damals war ich mit meinem Vater und meinem Onkel zusammen live im Stadion dabei und kann mich noch dunkel an dieses Spiel erinnern. Da mein Vater Schalke-Fan war und mein Onkel Kaiserslautern, musste ichmich damals entscheiden, zu welchem Verein ich mich mehr hingezogen fühlte. Es dauerte nicht lange, dann habe ich mich für den geilsten Club der Welt, dem FC Schalke 04, entschieden und habe es nie bereut. ANDREAS MAYER: Mein Vater hat mir früher oft Geschichten von Schalke erzählt. Dabei leuchteten ihm immer die Augen. Er hatte Frisör gelernt. Und viele Leute waren nach dem Krieg aus dem Ruhrgebiet aufs Land gezogen. Viele davonwaren auch seine Kunden. Diese und sein Lehrmeister waren von der Schalker Geschichte begeistert. Seit meinem 9ten Lebensjahr hat es dann auch mich erwischt. Mein erster Schalke-Wimpel ist von 1977, Schalke wurde da Vizemeister. Außerdem wechselte mein Cousin Volker Möhring damals zum Bayern-Fan, so dass ich seine Fansachen von Schalke übernommen habe. Von da an trug ich „Blau und Weiß“ und Schalke in meinem Herzen. Als Schalker war ich früher doch oft ein Einzelgänger, ob in der Schule oder beim Sportverein. Aber heute ist alles anders. Ich bin umgeben von Blau-Weißen, und das ist auch gut so. ANDREAS NOCH: Eigentlich ganz lustig. Damals lief bei uns samstags nachmit- tags im Radio schon die Übertragung aus der Fußball-Bundesliga. Die wurde zu der Zeit aber erst ab der 2. Halbzeit gesendet, zumindest bei Radio Bremen, den mein Vater immer hörte. Das erste Spiel, welches mir dauerhaft in Erinne- rung geblieben ist, war 1971 Borussia Mönchengladbach gegen Arminia Bielefeld 0:2, eine Riesenüberraschung. Aber beim Ergebnisvorlesen fiel mir immer wieder ein Verein durch seinen geilen Klang auf: SCHALKE ! So fing ich an, mich für diesen Verein zu interes- sieren. Und da sie damals auch noch eine Supertruppe hatten – Vizemeister 1971/72 und Pokalsieger 1972 – war es um mich geschehen. Diese Mannschaft ist bis heute meine Schalker Lieblings- Truppe. Warumengagierst du dich für den Schalke-Fanclub „Wir lassen die Sau raus“? HOLGER FINKE: Weil mir die Arbeit mit dem Fanclub-Vorstand und den Mitglie- dern Spaß macht und wir schon Jahre lang zusammen viele schöne Stunden erlebt haben. Der Verein ist mir ans Herz gewachsen, weil ich schon seit der Gründung vor 25 Jahren mit dabei bin und ich mit so vielen Vereinsmitgliedern ein gutes Verhältnis aufgebaut habe. Ein besonderer Dank gilt natürlich meinen langjährigen Wegbegleitern Andreas Mayer und Andres Noch für die supertolle Zusammenarbeit. ANDREAS MAYER: Ich hatte schon immer Spaß am Organisieren. Schon früh plante ich, bevor wir dem Fanclub beitraten, mit der sogenannten Frot- heimer Riege Busfahrten auf Schalke. Anstatt damals einen eigenen Fanclub zu gründen, hat sich die sogenannte Frotheimer Riege den Hiller Säuen angeschlossen. Seit über 24 Jahren organisiere ich schon Veranstaltungen für unseren Schalke Fanclub Hille. Als Geschäftsführer stehe ich schon seit 23 Jahren in der Verantwortung. Es war nicht immer leicht, die fröhliche Sau in unserem Fanclub unseren Mitgliedern beizubringen. Emotionen fröhlich und gewaltfrei auszuleben, davon waren wir anfangs ein Stück von ab. Das forderte mich als Vorstand heraus. Eine interessante Aufgabe, die wir gemeinsam gut gelöst haben. Für mich war es immer wichtig, Jung und Alt unter einen Hut zu kriegen. Und schön ist es auch, immer wieder ein tolles Team um mich herum zu haben. Gemeinsam etwas zu unternehmen, dafür stehe ich ein, und deshalb macht mir meine Aufgabe im Fanclub immer noch richtig Spaß. ANDREAS NOCH: Ich habe den Fanclub mit aufgebaut. Es macht, zumindest meistens, Riesenspaß! Wir haben im Vorstand immer tolle Truppen gehabt, auch gerade jetzt wieder, und dann macht man diese ehrenamtlichen Ar- beiten auch gerne. Außerdem habe ich durch meine Vorstandsarbeit schon so viele neue, tolle Menschen und Ich bin umgeben von Blau-Weißen, und das ist auch gut so.

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