Chronik

19 Unser Fanclub hatte am 7. September 1992 zum großen Regional- Treffen der Schalke-Fans eingeladen, und die blau-weiße Prominenz ließ sich nicht lumpen. Angeführt vom„Original“ Charly Neumann freuten sich Präsident Günter Eichberg, Trainer Udo Lattek, Rüdiger Höffken, Dr.Wehrmann, die Spieler Günter Güttler und Yves Eigenrauch sowie der Fan- Beauftragte Andreas Steiniger über einen überaus herzlichen Empfang. Mehr als 400 königsblaue Fußball-Fanatiker drängten sich in der überfüllten Gaststätte Lindenhof, um ihre Idole einmal hautnah zu erleben. Schon beim Einmarsch wurden die „Gladiatoren“ von den Kindern der Grundschule Nordhemmern, die eigens zu diesem Anlass ein vom Fanclubvorsitzenden Wolfgang Stratenwerth komponiertes Schalke-Lied vortrugen, begeistert empfangen. Laute „Charly-Charly“- und „Udo-Udo“- Rufe hallten durch den Saal. „Anheizer“ Neumann war von den Sangeskünsten der Kinder so angetan, dass er sie spontan zu einem Heimspiel ins Gelsenkirchener Parkstadion eingeladen hat. Nachdem sich die Woge der Begeisterung wenigstens ein bisschen geglättet hatte, ergriff der 1. Vorsitzende unseres Fanclubs, Wolfgang Stratenwerth, das Wort und sprach sich nochmals ausdrücklich gegen jegliche Art von Krawall aus. Danach lauschten die Anwesenden gespannt denWorten von Schalkes Präsident Günter Eichberg, der in seiner Rede an die schlechten Zeiten des FC erinnerte: „Schalke war abgesackt. Jetzt haben wir wieder einen Zuschauerschnitt von etwa 40 000, steigende Mitgliederzahlen und auch die Anzahl der Fanclubs stieg von ungefähr 60 auf jetzt über 150 an.“ Auch in finanzieller Hinsicht sei, so Eichberg, imGegensatz zu anderen Verlautbarungen aus der Presse, beim FC Schalke 04 alles in Ordnung. Danach hieß es„Fragen frei“ an die Fußball-Gurus. Geduldig standen Trainer Lattek, Eigenrauch und Co. den heißblütigen Anhängern fast zwei Stunden Rede und Antwort. Begehrtestes Thema war natürlich der erste Schalker Sieg seit 20 Jahren bei Borussia Dortmund am zweiten Spieltag. „Einfach unbeschreiblich“ schilderte dann auch das „Portaner Kind“ Yves Eigenrauch seine Eindrücke nach dem historischen Triumph bei den Schwarz-Gelben. StarTrainer Udo Lattek, oft als grauer Wolf verschrien, setzte, nachdem Charly Neumann unter dem frenetischen Jubel der Anhänger schon den Einzug in den UEFACup als Saisonziel verkündet hatte, in der ganzen Euphorie noch einen drauf und versprach den ersten Heimsieg: „Die Nürnberger müssen sich im nächsten Spiel warm anziehen. Der Wolf ist zwar eisgrau, doch das Wolfsblut ist noch kochend heiß“. Klar, dass der Trainer die Fans auf seiner Seite hatte. Und der nächste Knaller gleich hintendran: Freibier auf Eichbergs und Latteks Kosten für alle Anwesenden. Der Saal kochte, die Fans tobten und feierten ein Freudenfest in Blau und Weiß, bei dem sich Lattek bei Autogrammwünschen nicht schreibfaul zeigte und Charly Neumann sich im Kreise „seiner Lieben“ sichtlich wohlfühlte. Den Spielern blieb nur eine Nebenrolle. Der durch die Mindener Fußballschule gegangene Yves Eigenrauchmerkte jedenfalls erst in Hille, wieviel Schalke- Fans es in dieser Gegend gibt. Für den Publikumsliebling war es weiterhin ein unbeschreibliches Gefühl, wenn 30 000 oder 40 000 ein langgezogenes „Yves“ durchs Parkstadion schallen ließen. Hartnäckig fragte zudem ein Fan aus Frotheim nach den Schulden des Vereins. Günter Eichberg, der länger als die Trainer und die Spieler in Hille blieb, antwortete „so ehrlich wie möglich“ und nannte vier Millionen Mark. „Die sind, anders als früher, aber abgedeckt. Nicht nur durch den Marktwert der Spieler, sondern auch durch mich und Rüdiger Höffken. Wenn wir einmal gehen sollten, bleiben dem VereinkeineSchulden.“ Einigkeit: Holger Finke (vorne v.l.), Andreas Mayer, Willi Riechmann, Günter Eichberg und Wolfgang Stratenwerth. Ganz schön was los: Der Kinderchor der Grundschule Nordhemmern zum Empfang auf der Bühne am 7. September 1992 beim Regional-Treffen im Lindenhof Hille.

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