25 Jahre Fanclub FC Schalke 04 „Wir lassen die Sau raus“

06.09.2014

Ein starkes Team (auf dem Foto: diedrei) Fanclub-Geschäftsführer Andreas Mayer (v.l.), Kassierer Andreas Noch und Vorsitzender Holger Finke. FOTO: JÜRGEN KRÜGER

Als sich der Schalke 04 Fanclub „Wir lassen die Sau raus“ 1989 gründete, ahnten die Gründungsmitglieder sicher nicht, dass es diesen tollen Fanclub in 25 Jahren noch geben würde. Und nicht nur das: Der Fanclub ist gewachsen und steht im Jubiläumsjahr 2014 glänzend da. Im Interview nehmen die drei Gründungsmitglieder Holger Finke (1. Vorsitzender), Andreas Mayer (Geschäftsführer) und Andreas Noch (Kassierer) Stellung.

Was fasziniert dich am FC Schalke 04?

HOLGER FINKE: Mich fasziniert der einmalige Zusammenhalt der Fans und die tolle Stimmung im Stadion die mich als Schalke-Fan immer wieder beeindruckt. Schalke 04 ist für mich ein Mythos und ein Traditionsverein mit vielen schönen und schmerzlichen Erinnerungen. Der Spruch von unserem langjährigen Vereinswirt Dieter Giesel­mann sagt eigentlich alles: Ein Samstag ohne Schalke ist wie ein Bett ohne „Alte“!

ANDREAS MAYER: Der FC Schalke 04 ist mehr als nur ein Verein, eine Religion, ein Mythos, eine Herzensangelegenheit. Für mich ist er aber auch wie eine große Familie. Jeder ist für jeden da. Wir feiern, singen, tanzen und trauern gemeinsam. Das Alter spielt dabei keine Rolle. Egal, wo man auch hinkommt, überall sind mittlerweile Gleichgesinnte. Eine herzliche Begrüßung mit einem „Glückauf“. Das bringt Lebensfreude in den Alltag. Dieser wird durch den blau-weißen Virus viel erträglicher. Ich bin stolz, ein Teil dieser großen Familie zu sein.
ANDREAS NOCH: Gar nicht so ein­fach. Erst einmal auf jeden Fall ist es der große Zusammenhalt unter den Fans und vor allem auch deren Menge. Obwohl mein Gefühl sagt, dass dieser Zusammenhalt in meiner Fananfangszeit in den Siebzigern noch größer und vor allem anders war. Die Anzahl der Fans und Vereinsmitglieder war damals viel geringer, und durch den Bundes-liga-Skandal gab es auch keine Sympathisanten. Entweder man liebte oder hasste den S04. Wir Fans nannten uns nicht umsonst die Ruhrpottkanacken. Auch hatten wir mit der Gelsenszene eine starke und gefürchtete Hooligan- Truppe. Die größte Faszination übt aber dieser Mythos aus. Ich glaube, kein anderer Verein lebt auch heute noch so von und auch mit seiner Vergan­genheit. Und Vergangenheit fasziniert mich auch in anderen Bereichen. Ich glaube auch, dass diese Faszination ein wenig verloren geht, wenn wir endlich die „Deutsche Meisterschaft“ holen würden. Wir würden noch mehr neue Fans dazu bekommen. Dabei können die meisten heute 20-jährigen schon gar nichts mehr mit dem Mythos und den damals dazugehörigen Gefühlen anfangen, weil sich auch Schalke ab den Neunzigern immer mehr kom­merzialisierte und so doch schon vom damaligen Malocher Club ein ganzes Stück weggekommen ist, obwohl das heute immer noch so betont wird

Wie bist du Schalke-Fan geworden?

HOLGER FINKE: Ich bin Schalke-Fan geworden, als Schalke 04 am 1. Juli 1972 im Pokalendspiel in Hannover mit 5:0 gegen Kaiserslautern gewonnen hat. Damals war ich mit meinem Vater und meinem Onkel zusammen live im Stadion dabei und kann mich noch dunkel an dieses Spiel erinnern. Da mein Vater Schalke-Fan war und mein Onkel Kaiserslautern, musste ich mich damals entscheiden, zu welchem Verein ich mich mehr hingezogen fühlte. Es dauerte nicht lange, dann habe ich mich für den geilsten Club der Welt, dem FC Schalke 04, entschieden und habe es nie bereut. ANDREAS MAYER: Mein Vater hat mir früher oft Geschichten von Schalke erzählt. Dabei leuchteten ihm immer die Augen. Er hatte Frisör gelernt. Und viele Leute waren nach dem Krieg aus dem Ruhrgebiet aufs Land gezogen. Viele davon waren auch seine Kunden. Diese und sein Lehrmeister waren von der Schalker Geschichte begeistert. Seit meinem 9ten Lebensjahr hat es dann auch mich erwischt. Mein erster Schalke Wimpel ist von 1977, Schalke wurde da Vizemeister. Außerdem wechselte mein Cousin Volker Möhring damals zum Bayern-Fan, so dass ich seine Fansachen von Schalke übernommen habe. Von da an trug ich „Blau und Weiß“ und Schalke in meinem Herzen. Als Schalker war ich früher doch oft ein Einzelgänger, ob in der Schule oder beim Sportverein. Aber heute ist alles anders. Ich bin umgeben von Blau-Weißen, und das ist auch gut so.
ANDREAS NOCH: Eigentlich ganz lustig. Damals lief bei uns samstags nachmittags im Radio schon die Übertragung aus der Fußball-Bundesliga. Die wurde zu der Zeit aber erst ab der 2. Halbzeit gesendet, zumindest bei Radio Bremen, den mein Vater immer hörte. Das erste Spiel, welches mir dauerhaft in Erinnerung geblieben ist, war 1971 Borussia Mönchengladbach gegen Arminia Bielefeld 0:2, eine Riesenüberraschung. Aber beim Ergebnisvorlesen fiel mir immer wieder ein Verein durch seinen geilen Klang auf: SCHALKE! So fing ich an, mich für diesen Verein zu interessieren. Und da sie damals auch noch eine Supertruppe hatten – Vizemeister 1971/72 und Pokalsieger 1972 – war es um mich geschehen. Diese Mannschaft ist bis heute meine Schalker Lieblings- Truppe.

Warum engagierst du dich für den Schalke-Fanclub „Wir lassen die Sau raus“?

HOLGER FINKE: Weil mir die Arbeit mit dem Fanclub-Vorstand und den Mitgliedern Spaß macht und wir schon Jahre lang zusammen viele schöne Stunden erlebt haben. Der Verein ist mir ans Herz gewachsen, weil ich schon seit der Gründung vor 25 Jahren mit dabei bin und ich mit so vielen Vereinsmit- glie­dern ein gutes Verhältnis aufgebaut habe. Ein besonderer Dank gilt natürlich meinen langjährigen Wegbegleitern Andreas Mayer und Andres Noch für die supertolle Zusammenarbeit.

ANDREAS MAYER: Ich hatte schon immer Spaß am Organisieren. Schon früh plante ich, bevor wir dem Fanclub beitraten, mit der sogenannten Frotheimer Riege Busfahrten auf Schalke. Anstatt damals einen eigenen Fanclub zu gründen, hat sich die sogenannte Frotheimer Riege den Hiller Säuen angeschlossen. Seit über 24 Jahren organisiere ich schon Veranstaltungen für unseren Schalke Fanclub Hille. Als Geschäftsführer stehe ich schon seit 23 Jahren in der Verantwortung. Es war nicht immer leicht, die fröhliche Sau in unserem Fanclub unseren Mitgliedern beizubringen. Emotionen fröhlich und gewaltfrei auszuleben, davon waren wir anfangs ein Stück von ab. Das forderte mich als Vorstand heraus. Eine interes­sante Aufgabe, die wir gemeinsam gut gelöst haben. Für mich war es immer wichtig, Jung und Alt unter einen Hut zu kriegen. Und schön ist es auch, immer wieder ein tolles Team um mich herum zu haben. Gemeinsam etwas zu unternehmen, dafür stehe ich ein, und deshalb macht mir meine Aufgabe im Fanclub immer noch richtig Spaß.
ANDREAS NOCH: Ich habe den Fanclub mit aufgebaut. Es macht, zumindest meistens, Riesenspaß! Wir haben im Vorstand immer tolle Truppen gehabt, auch gerade jetzt wieder, und dann macht man diese ehrenamtlichen Arbeiten auch gerne. Außerdem habe ich durch meine Vorstandsarbeit schon so viele neue, tolle Menschen und Orte und Gegenden kennengelernt, da wäre ich sonst nie hingekommen.

Was wünschst du dir von den Fanclub- Mitgliedern?

HOLGER FINKE: Ich wünsche mir von meinen Fanclub-Mitgliedern, dass alle sich respektieren und verantwortungs-voll miteinander umgehen, so wie es in den letzten Jahren gewesen ist. Ich hoffe, dass die schlechten Zeiten – wie damals mit Randale und persönlichen Auseinandersetzungen von unseren Mitgliedern – nicht wieder zurück-kommen. Wir sollten immer an unser Motto denken: Wir wollen uns Freunde machen und niemanden vor den Kopf stoßen!

ANDREAS MAYER: Wir wollen uns Freunde machen und niemanden vor den Kopf stoßen. Dieses Motto hat sich unser Schalke Fanclub schon früh ge-geben. Genau das wünsche ich mir von unseren Mitgliedern. Schön ist es, wenn wir als Verein auch an unserem Vereins-sitz in Hille den Zuspruch der Gemeinde haben und bei Veranstaltungen zur Dorfgemeinschaft gehören. Dafür ist eine positive Außendarstellung sicher­lich sehr hilfreich.

ANDREAS NOCH: Wir haben nun fast 400 Mitglieder; dass da nicht alle aktiv dabei sind, ist klar. Aber auch von unserem harten Kern, so rund 40 Fans, kommt immer noch zu wenig, wenn es darum geht, zum Beispiel neue Ideen einzubringen, uns bei Veranstaltungen zu unterstützen und so weiter. In den letzten ein bis zwei Jahren hat sich dies jetzt schon deutlich gebessert, aber im Endeffekt bleibt doch das Meiste am Vorstand hängen. Siehe zum Beispiel dieses Buch: Ich glaube, trotz wiederholter Aufforderung beinhaltet es nur ein oder zwei Fremdbeiträge. In solchen Dingen hat der Fanclub noch Potenzial nach oben.

Wo siehst du den Fanclub in zehn Jah­ren?

HOLGER FINKE: Ich glaube, wir sind mit unserem Fanclub auf einem guten Weg und werden auch die nächsten Jahre in eine gute Zukunft blicken können. Das Vereinsleben hat Zukunft, weil wir viele junge Mitglieder haben und wir auch in unserem Vorstand nach und nach verjüngt haben. Außerdem haben wir ständig steigende Mitgliederzahlen von jungen Leuten und stehen finan­ziell gut da. Wir als Fanclub haben für die nächsten zehn Jahre einige Ziele – endlich mal wieder „Deutscher Meister“ zu werden und ein langes Leben für unseren Verein: Wir lassen die Sau raus!
ANDREAS MAYER: Ich mache mir um die Zukunft unseres Fanclubs keine Sorgen. Wir als Vorstand sind gut aufge­stellt und haben die Weichen für unsere Zukunft gestellt. Gute, junge Leute im Vorstand fördern und langsam her­anführen, sind wichtige Aufgaben für jeden Verein. Ich denke allerdings nicht so weit im Voraus; vor 25 Jahren hätte auch niemand geglaubt, dass dieser Fanclub immer noch lebt, und das Jahr für Jahr. Ich danke allen im Fanclub für diese tolle Zeit, die mir vom Verein geschenkt wurde. Ein besonderer Dank geht auch an meine Familie, die in gu­ten und schlechten Zeiten zu mir steht.

ANDREAS NOCH: Dies ist eine schwie­rige Frage. Grundsätzlich würde ich sagen, sind wir ganz gut aufgestellt, auch was das Finanzielle angeht. Der Vor- stand ist gut eingespielt, wird aber meiner Meinung nach zumindest in den Führungspositionen keine zehn weiteren Jahre mehr so besetzt sein, vielleicht bis auf Taube, was aber auch das Wichtigste wäre, da er der Kopf des Fanclubs ist. Der Fanclub ist sein Baby. Dann wäre noch der Verein Schalke selber. Es wird alles immer mehr durch­organisiert: Hauptverein, Dachverband, Fanclub. Man kann als normaler Fan ohne eine Mitgliedschaft bald nichts mehr selbst erreichen, bekommt wahr­scheinlich nicht mal mehr Auswärts­karten. Man muss abwarten, wo dieser Weg hinführt. Solche Dinge werden mit Sicherheit auch Einfluss auf unseren Fanclub nehmen. Wir haben jetzt schon viele Mitglieder, die dies nur wegen der Tickets geworden sind, aber am eigentlichen Vereins- leben nicht teil­nehmen. Finanziell wirken sich solche Karteileichen zwar für den Fanclub positiv aus, ist ja aber eigentlich nicht Sinn der Sache. Positiv hervorzuheben ist, dass jetzt wieder eine Fanclub- Fußballmannschaft ins Leben gerufen wurde. Dies wird unserem Vereinsleben wieder einen Kick geben. Hoffentlich bleiben sie am Ball.

 

 

Wir haben es getan! 25 Jahre Schalke Fanclub – Wir leben dich.
Blau und Weiß, ein Leben lang. Eine tolle und sicherlich unvergessliche Party durften viele Fanclub Mitglieder am 06.09.2014 erleben. 25 Jahre, wir Leben dich. Dieses Motto haben wir auf unseren 25 Jährigen Jubiläum gelebt. Rolf Rojek (Fanclubbotschafter des FC Schalke 04) überbrachte uns schon am Nachmittag seine Glückwunsche persönlich rüber. Auch unser Gründervater Wolfgang Stratenwerth war einige Stunden mit vor Ort. Am Abend kochte dann die Stimmung, als unsere Holländische Blaskapelle „DE Hijskraan“ unseren Eurofighter Martin Max vom FC Schalke 04, mit dem Lied „Glückauf der Steiger kommt“ in den Saal begleitete. Martin mischte sich unter uns Fans und war an allen Standorten ein beliebter Gesprächspartner. Selbstverständlich kam er allen Foto- und Autogrammwünschen nach. Viele Schalke Lieder wurden angestimmt und gesungen. Tolle Momentaufnahmen wurden für die Ewigkeit in Stein gemeißelt. Unser DJ heizte ebenfalls die Stimmung immer wieder an. Besonders unser Deutsches Liedergut fand sehr großen Anklang. Auch unser Geschäftsführer gab mit seinen Gesangseinlagen kein schlechtes Bild ab. Danke an alle, die diesen tollen Abend möglich gemacht haben und an die vielen Helfer, die ebenfalls ihr Bestes gegeben haben. Wollen wir hoffen das auch unser Buch noch großen Anklang findet, denn auch hier wurden unzählige Stunden mit Herzblut investiert